Die Verehrung der Heiligen Katharina in Ascheberg

Die Heilige Katharina von Alexandrien ist in Ascheberg eine bedeutsame Heilige. So gab es über Jahrhunderte eine Katharinenprozession, in der die Heilige geehrt wurde. Früher hatten sich viele Gläubige mit ihren Sorgen und Wünschen um Besserung ihrer Lage an die Heilige gewandt. Hierbei hatten die Hilfesuchenden versprochen, eine sogenannte Votivgabe zu spenden, wenn sich auf die Fürsprache der Heiligen Gott ihrer annimmt. Von diesen Dankesgaben blieb ein Teil erhalten – diese sind hier ausgestellt. Wann haben Gläubige ihre Gaben der Heiligen Katharina dargebracht und wo konnte man sie erwerben? Was hat es mit der Katharinenprozession als ausgiebige Feier auf sich?

;

Die Heilige Katharina in Ascheberg

von Jodokus Klaverkamp | Sprecher: Armin Klaverkamp

Ich heiße Jodokus Klaverkamp, bin Bauer und lebe mit meiner Familie auf einem Hof in der Ascheberger Westerbauerschaft. Wir schreiben das Jahr 1654.

Hier bei uns in Ascheberg ist eine Heilige namens Katharina von so großer Bedeutung, dass wir ihr sogar häufig Dankesgaben geben -das sind neben Geld auch Sachen wie Kleidung, Lebensmittel oder sogar Hühner. Oft sind es auch kleine Bildnisse von Körperteilen, Bildnisse von Vieh oder auch Abbildungen von Heiligen – und all das besteht meist aus Wachs oder Silber.

Und warum beschenken wir Katharina? Wir danken ihr für empfangene Hilfe – zum Beispiel, wenn wir eine Krankheit überstanden haben oder auch, wenn es unserem Vieh gutgeht. Denn auch unseren Tiere droht so manches Unheil, wie z.B. Krankheiten oder auch Unfruchtbarkeit

Und für mich als Bauer ist es natürlich auch wichtig, dass die Ernte gut gelingt. Wenn die im Herbst eingebracht ist und wir sehen, dass wir damit gut über den Winter kommen, dann bedanken wir uns auch dafür bei unserer Heiligen.

Wir haben zwar nicht viel Geld, aber um Katharina unseren Dank zeigen zu können, legen wir immer wieder etwas Geld an die Seite. Wenn dann die Zeit der Katharinenprozession kommt, kaufen wir in einem Kramladen vor Ort eine Gabe für unsere Heilige.

Katharinenprozession? Ja, in der Tat – besonders viele Dankesgaben werden während dieser Prozession gegeben. Denn bei uns in Ascheberg gibt es seit einigen hundert Jahren diese ganz besondere Prozession – und zwar immer am ersten Sonntag nach Jakobus. Die nächste findet deshalb am kommenden Sonntag statt, das ist der 26. Juli 1654.

Wir nennen sie aber nicht Jakobusprozession, sondern „Katharinenprozession“, weil es eben eine Prozession zu Ehren der Hl. Katharina ist. Jedes Jahr fiebern wir diesem Ereignis entgegen – denn es sind Tage, an denen wir endlich mal unsere täglichen Sorgen und Nöte vergessen können.

Aber unser Pfarrer, er heißt Wennemer Uhrwerker, ist über unsere Art, wie wir bisher die Heilige Katharina gefeiert haben, ziemlich entsetzt. Und zwar so sehr, dass er sich mehrmals bei unserem Landesherrn und sogar beim Bischof darüber beschwert hat. Beide haben ihm inzwischen Recht gegeben und Änderungen angeordnet. Na ja, und wenn man ehrlich ist, dann war der Ablauf dieses Umzugs auch schon ziemlich heftig und wild.

Im Dorf kommen für unsere Prozession bis zu neuntausend Menschen aus der ganzen Umgebung zusammen. Darunter sind aber auch einige, denen es gar nicht so sehr um Frömmigkeit geht, sondern eher um das lebhafte Treiben drumherum.

Im Ort treffen sich viele der Teilnehmer schon einen Tag vor der Prozession. Dann ist in den Wirtshäusern ganz schön was los. Es wird ausgiebig getrunken, gegessen und gefeiert. Pfarrer Uhrwerker beklagt, dass sogar in der Kirche ohne Gebet und Andacht übernachtet würde, dass es dort stinken würde und dass es Hurerei in den Ecken und Winkeln gäbe.

Bisher begann die Prozession immer um Mitternacht – und zwar mit einer Predigt. Anschließend haben sich die vielen Menschen – oft auch mit ihren Kindern und sogar mit ihrem Vieh – auf einen etwa zwölf Stunden langen Marsch durch die Bauerschaften gemacht.

Die Prozession war aber nicht besonders andächtig: Kein Weihrauch, keine Geistlichen und die Gebete oder Lieder waren auch nicht der Rede wert. Es wurde sogar Schnaps getrunken.

So, und jetzt stell Dir das Ganze mal vor mit mehreren Tausend Menschen – inklusive Vieh! Kein Wunder, dass sich jedes Mal ein großes Durcheinander ergab – häufig gab es sogar Verletzte.

Ich war immer heilfroh, wenn wir nach 12 Stunden endlich wieder im Dorf waren – ganz schön müde und erschöpft. Im Ort kam uns dann ein Priester mit der Kommunion entgegen und wir sangen gemeinsam das Lied „Dich, Gott, loben wir“. Dann aber wurde ordentlich gefeiert! Mit den Jahren hat sich sogar ein regelrechter Jahrmarkt rund um den Prozessionstag entwickelt.

Jetzt aber hat der Bischof folgenden Ablauf angeordnet: Die Prozession beginnt erst morgens um fünf Uhr und zwar mit einem Gottesdienst. Einen weiteren Gottesdienst gibt es dann gegen 11:00 Uhr, wenn wir wieder im Dorf sind. Die Prozession ist somit also nur noch halb so lang wie früher. Unterwegs soll jetzt gebetet und gesungen werden, es werden Kreuze und Fahnen mitgeführt und auch Geistliche nehmen an der Prozession teil. Geschwätz, Schnaps und auch das Vieh sind jetzt verboten.

Es wird also spannend mit der neuen Prozessionsordnung. Ich persönlich finde es gut, wenn wir Katharina jetzt so begegnen, wie es sich gehört. Schließlich ist sie eine Heilige, von der wir uns Trost und Hilfe erbeten – und das hat sie uns ja auch schon oft gewährt. Da kann man ja wohl auch mit Ernst und Frömmigkeit auf so eine Prozession gehen. Deswegen haben wir gegen die meisten der Neuerungen auch gar nichts einzuwenden.

Also – Katharina ist uns heilig, aber wichtig ist uns auch der Jahrmarkt  – mit all seinem bunten Treiben – und auf den wollen wir auf gar keinen Fall verzichten. Solange der so bleibt wie er ist, kann der Pastor bei der Prozession ruhig die Zügel anziehen.

Warten wir also mal ab, wie es so mit der neuen Ordnung wird – nächsten Sonntag wissen wir mehr…

Weitere Themen:

Die historische Katharinenprozession

Die Votivgaben

Impuls zu Dankbarkeit

tooltip text

Einführung

Einführung

Kanzel

Strahlenmadonna

Chorraum

Heilige Katharina